www.gasseldorf.de

Landwirtschaftliche Nutzung

Die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes um Gasseldorf in der Zeit ab ca.1800

Vor 100 bis 200 Jahren waren in und um Gasseldorf in der Landwirtschaft und deren Bewirtschaftung viele Besonderheiten zu verzeichnen. In den Tal- und leichten Hanglagen wurden Erzeugnisse angebaut, die für den Verkauf bestimmt waren, an den gemeindeeigenen Hanglagen war die Huth (Weidegebiet) und die Hochflächen deckten überwiegend den Eigenbedarf.

Flachs und Hanf

Auf den Feldern im Tal ist zunächst der Anbau von Flachs und Hanf zu nennen.

Dieser wurde in den Hüllen (Wasserlöcher) geröstet und dann gebrechelt und bis zum fertigen Garn oder Zwirn in den Bauernhäusern verarbeitet. Darüber hinaus gab es im Ort dann auch ,,Weber", die das Tuch fertigten. Bekannt sind dem Namen nach noch die sog. ,,Weber-Dicken" (wahrscheinlich wegen der Körperfülle) mit dem bürgerlichen Namen ,,Theiler". Sie wohnten im Haus mit der alten Nummer 17.

Dann waren die sog. Weber mit Namen Lahner", Haus-Nr.58. Auch im Hause Weidinger, Haus-Nr. 38, waren früher Weber tätig (siehe vorhandene Urkunde). Hier waren im alten Wohnhaus bis Anfang der 50er Jahre alle diesbezüglichen Handwerksgeräte, einschließlich Webstuhl, noch vorhanden.

Dieses Leinentuch wurde vor allem auf dem Jahrmarkt in Ebermannstadt angeboten, oder aber in Gasseldorf weiterverarbeitet, von den Schneidersleuten mit Namen ,,Geck" in Haus-Nr. 16 und Anderen.

Hopfenanbau

Zum zweiten ist der Hopfenanbau zu nennen, der in großem Umfang betrieben wurde und die zahlreichen Brauereien mit dem notwendigen Stoff versorgte.

Der Vater des Schreibers dieser Aufzeichnungen erzählte auch, wie viele Pfennige er als Bub für einen ,,Metz" gepflockten Hopfen erhielt.

In manchem Unterholz der Rainen an den Talhängen konnten sich Hopfenreben bis in die heutige Zeit fortpflanzen. Eines der Hauptanbaugebiete bei Gasseldorf hat deshalb auch noch heute den Flurnamen ,,Hopfengarten".

Weinbau

Die dritte Säule des Erwerbs war der Weinbau. Hier geben noch heute zwei Flumamen davon Zeugnis.

Der erste war der ,,Weingarten" im Sandthal und das zweite Gebiet südwestlich von Gasseldorf in Richtung Ebermannstadt, ebenfalls mit dem Flurnamen ,,Weingarten".

Dieser Erwerbszweig war noch früher stärker vorhanden, nahm aber mit der Zeit ab, sodass um 1800 nur noch eine Hand voll Landwirte Weinbau betrieben.

Viehhaltung

Darüber hinaus waren die etwas höher gelegenen Hanglagen unterhalb des Hummersteins die sog. ,,Hummerleite" und die ,,Hasenleite" bis zur Steinmauer und gegenüberliegend, also westlich von Gasseldorf die ,,Druidenleite"' die ,,Ruh" (unterhalt des ,,g'brochnen Bergs") und im Sandthal die ,,Neubruchteile" im gemeindlichen Besitz. Diese wurde ausschließlich als ,gemein Huth" genutzt.

Dafür wurde ein von der Gemeinde angedingter ,,Hirth" mit dem Hüten des Viehs und der Geißen beauftragt. Er wohnte während seiner Dienstzeit im Hirtenhaus (später Gemeindehaus) und musste von den Gasseldorfer Bürgern im Wechsel von vierzehn Tagen verköstigt werden.

 

Der Bestand des Viehs und der Geißen war anscheinend begrenzt, was im Übertretungsfall mit einer Strafe eines halben Guldens zu ahnden war. Die Schafe mussten von den einzelnen Besitzern selbst auf der ,,gemein Huth" so gehütet werden, dass an keinem der angrenzenden Grundstücke Schaden entstehen konnte. Die Huthzeit war begrenzt von vierzehn Tage vor Walburgis bis Martini (siehe hierzu die ,,Gasseldorfer Gemeinordnung" vom 18. Dezember 1708).

 

Nach der Einstellung der Huth, Ende des 19. Jahrhunderts, wurde die Nutzung der genannten Flächen vollkommen umgestellt. Die Hummerleite, die Hasenleite, die Druidenleite und die Ruh wurden im wechselnden Turnus als ,,Grasteile" im sechsjährigen Umtrieb und die Neubruch-Teile im Sandthal im neunjährigen Umtrieb im Frühjahr an die Bürger verlost. Diese Gepflogenheit hatte bis ca. 1960 Bestand.

Eigenbedarf

Auf den Hochflächen des Hummerbergs' des Langen Bergs, der Donnersleite' der Wolfschere bis zu dem Hundertbeeth wurden in erster Linie Fruchtarten, z.B. Gerste, Hafer, Korn (Roggen) und Erdäpfel (Kartoffeln) für den Eigenbedarf angebaut. Nur Gerste wurde zum größten Teil als Braugerste verkauft.

Der Schreiber hat noch Mitte bis Ende der dreißiger Jahre ,,geriebene Gerstensuppe" verspeist.

Die Felder auf den Hochflächen, vor allem an der Roten Marter und Wolfschere in der Gemarkung Gasseldorf wurden noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzt, was an der Ausformung der Beete auf dem Waldboden noch heute gut sichtbar ist, es war also keine Huthfläche. Die dort stehenden großen Fichtenbäume sind fast durchwegs der erste Bestand (Urkunde mit entsprechendem Eintrag ,,Acker in der Wolfschere" ist vorhanden).

 

 

Aufgezeichnet aus der Überlieferung durch Simon Weidinger im Januar 2004.

Aktualisierung: 2020/09/08/16:55 / Redakteur: Roland Weidinger / © Team Gasseldorf


zum Seitenanfang vorherige Seite Suche Sitemap 'druckerfreundliche' Seite anzeigen Tipp LOGIN
Copyright © Homepage Team Gasseldorf  ·  info@gasseldorf.de  ·  sponsor: faktor i/Forchheim ·  Support: Business-Connect